Der Orgelbaudynastie Kauffmann

Die Wiener Orgelbaudynastie Kauffmann bestand über 4 Generationen.

 

Kauffmann I., der Begründer: 1849 – 1906.

Johann Marcell * 1.6.1849 Wien, † 6.9.1906 Wien. Arbeitete nach einer Reisezeit in der Werkstätte von P. Titz und studierte an der Abteilung Mechanik des Wiener Polytechnikums. Ab 1877 war er selbst als Orgelbauer tätig. Seine Werkstätte befand sich zunächst in der Stumpergasse 48 (Wien VI), spätestens ab 1902 aber im 15. Wiener Geimeindebezirk in der Robert-Hamerling-Gasse 30.

 

Kaufmann II., Johann: 1883 – 1953

Johann Kauffmann wurde am 13.9.1883 in Wien geboren. Er  trat in die Fußstapfen seines Vaters und übernahm die Orgelbauwerkstätte des Vaters in der Robert-Hamerling-Gasse 30. Johann Kauffmann hat die Orgel in Wien-Meidling in Zusammenarbeit mit dem damaligen Regens chori Prof. Weber geplant, dem zu verdanken ist, dass die Orgel statt 37 klingenden Registern über aktuell 40 verfügt. Erhalten haben sich aus dieser Zeit darüber hinaus die Orgeln in der Wiener Universitätskirche (Wien 1), in der Ruprechtskirche (Wien 1), in der Kirche der Barmherzigen Brüder (Wien 2), in der Othmarkirche (Wien 3), in der Neufünfhauser Pfarrkirche (Wien 15) und in der Dollfuß-Seipel-Gedächtniskirche (Wien 15). Johann Kauffmann starb am 15.11.1953 in Wien.

 

Kauffmann III.: 1910 – 1965

Johann Marcellinus Kauffmann wurde im Jahr 1910 in Wien geboren. Er trat 14-jährig in den väterlichen Betrieb ein. Jahrelang war er für die Betreuung der Wiener Domorgeln verantwortlich.

 

Sein erstes Werk schuf Kauffmann für die Kreuzschwesternkirche im 12. Wiener Gemeindebezirk in der Murlingengasse.

 

Die große Instandsetzung der Orgel in der Pfarrkirche Wien Meidling (1963-65) wurde von Johann Marcellinus Kauffmann in Absprache mit dem Chordirektor Prof. Christian Eder geplant. Neben der Wiederherstellung aller Funktionen und dem 3. Manual kam es auch zu einer Veränderung der Disposition.

 

Nach der Wiedererrichtung des Wiener Stephansdoms erbaute er für ihn zwei neue Orgeln: 1952 wurde die 18 Register auf zwei Manualen und Pedal umfassende Chororgel fertiggestellt, auf der Westempore errichtete er von 1956 bis 1960 ein neues Instrument, das über vier Manuale, 125 Register und rund 10.000 Pfeifen verfügt und damit die bis heute größte Orgel Österreichs darstellt. Sie war aber bereits zu ihrer Entstehungszeit eine der letzten Orgeln, die noch mit elektrischen Kegellasden gebaut wurde.

 

Seine Söhne Johann Heinz (* 1937 Wien, † 4.8.1995 Wien), Markus Maria Franz (* 25.1.1947 Wien, † 22.12.2011 Wien) wurden ebenfalls Orgelbauer. Deren Bruder Gottfried Maria (* 15.1.1949 Wien, † 26.1.2010 Wien) erlernte 1964–68 ebenfalls das Orgelmacher-Handwerk, absolvierte dann jedoch das Max-Reinhardt-Seminar (M. Reinhardt) und war als Schauspieler und Kabarettist als Götz Kauffmann tätig. Er starb am 21. 5.1965 in Wien.

 

Kauffmann IV., Johann Hans: 1937 – 1995

 

Johann Hans (Heinz) Kauffmann wurde im Jahr 1937 in Wien geboren und übernahm den Väterlichen Betrieb. Er starb am 4.8.1955 in Wien.

 

Die ersten Werke der Firma Kauffmann, zu denen auch unsere Orgel gehört, sind beachtenswerte Klangdenkmäler mit pneumatischer Registratur; dem Zug der Zeit entsprechend, wandte sich die Firma der elektrischen Traktur zu, womit die Werke leider zunehmend an Klangschönheit verloren. In den 1950er Jahren konnte sich die Firma aus verschiedenen Gründen nicht auf die nunmehr gefragte mechanische Spieltraktur umstellen und ging mit seinem letzten Vertreter Johann Hans Kauffmann zu Ende. Mit ihm starb auch die Dynastie der Orgelbaufamilie Kauffmann. Zwei Nichten des letzten „Kauffmännschen“ Orgelbauers sind heute Mitglied im Orgelbauförderverein Wien-Meidling.