Monatslied September 2020

© kathbild.at/Rupprecht
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Gotteslob 425 – Solang es Menschen gibt auf Erden

 

Erntedank steht vor der Tür. Das Monatslied für den September beschäftigt sich genau mit diesem Thema. Den Text für das Lied hat Huub Oosterhuis im Jahr 1958 auf einer Fahrradtour von Winsum nach Groningen gedichtet. Schon am gleichen Abend wurde es mit der Melodie von „Was uns die Erde Gutes spendet“ in der Vesper gesungen. Im Jahr 1959 wurde die neue Melodie für dieses Lied von Marez Oyens geschrieben. Die Melodie ist durch ihre Synkopen sowohl schlicht als auch kunstvoll, folkloristisch und auch hymnisch, mitreißend und doch gut singbar. Das hat auch zur raschen Verbreitung des Liedes beigetragen. Die deutsche Fassung entstand im Jahr 1966.

 

Das Lied beginnt mit der Verheißung Gottes an die Menschen nach der Sintflut im Buch Genesis: „Niemals, so lange die Erde besteht, werden Aussaat und Ernte, Kälte und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht aufhören.“ Es klingt an, dass Gott die Welt geschaffen hat und sie erhält. Er ist der Ursprung der Welt und ihr Bewahrer.

 

Die zweite Strophe nimmt den Menschen in den Blick, der mit Worten sowohl heilen als auch verletzten, retten und auch töten kann. Als Geschöpf Gottes ist der Mensch zum Frieden gerufen. Zum Frieden nicht nur in der Welt, sondern auch zum Frieden in einem selbst. Gott ist immer in unserer Mitte und er verlässt uns nicht, auch wenn wir es vielleicht nicht immer so wahrnehmen.

 

Die Vögel in den Bäumen und die Blumen auf dem Feld in der dritten Strophe verweisen auf die Bergpredigt, in der Jesus den Menschen zum Vertrauen auf Gott aufruft: Sorgt euch nicht, Gott hat für jeden einen Plan und er sorgt für jeden von uns. Der Mensch macht sich oft viele Sorgen um das Morgen, was prinzipiell nicht falsch ist, wenn man nicht dabei das Leben im Hier und Jetzt vergisst, den anderen der mich jetzt braucht und nicht erst morgen.

 

Die vierte Strophe beschreibt die Rettung, ja die Erlösung durch Jesus selbst. Gott gibt seinen einzigen Sohn in diese Welt, damit Er sie aus dem Tod errette. Wir Menschen verlaufen uns oft in dieser Welt, wir jagen Geld, Luxus, Autos und oft auch Highlights hinterher. Auch das ist nicht verkehrt, solange wir uns darin nicht verlaufen und von denen, die suchen zu Getriebenen werden. Von jenen, die nur noch dem nächsten Kick suchen und dabei sich selbst und den anderen vergessen.

 

Jesus ist nach der Himmelfahrt zum Vater heimgekehrt. Er ist uns aber weiterhin in der Eucharistie auch heute ganz nahe. Sie will für den Christen Quelle und Höhepunkt sein. Ist sie das wirklich für uns?

 

Die letzte Strophe wirkt fast wie eine Doxologie eines alten Hymnus. Dieser Tradition folgend wird in der letzten Strophe der dreifaltige Gott für seine Taten gepriesen. Er, der mitten unter uns ist und uns zu sich ziehen will, denn wir nennen uns nicht nur Kinder Gottes, sondern wir sind es wirklich.

 

Danken in Zeiten von Corona, Arbeitslosigkeit, wirtschaftlichen Verwerfungen und einer unplanbaren Zukunft wirkt vielleicht wie ein Hohn. Danken wofür? Aber vielleicht ist Erntedank heuer ein umso spannenderes Fest, weil wir für Dinge danken können, die uns möglicherweise bisher als selbstverständlich galten: unsere Gesundheit, unser Sozialsystem, die Kulturlandschaft in unserem Land, die Möglichkeit Gottesdienst feiern zu können,…!?

 

David Gomolla