Das Orgelprojekt

Die große Orgel der Pfarrkirche St. Johannes Nepomuk in Wien Meidling bedarf einer Generalsanierung. Es handelt sich, wie auch die große Orgel im Stephansdom, um eine Kauffmannorgel, mit 40 klingenden Registern. Sie zählt zu den größten Orgeln Wiens.

 

Durch viele Jahre, in denen diese Orgel im Gebrauch ist, hat ihre bauliche und klangliche Substanz immer mehr gelitten. Töne funktionieren nicht mehr, Bälge platzen, Dichtungen werden porös, die Elektronik ist in Mitleidenschaft gezogen, der Spieltisch und besonders die Registerwippen „zerbröseln“.

Kurz um: Unserer Orgel geht es schlecht. 

 

Diese „Königin der Instrumente“ ist nicht unverletzlich. Der Bombentreffer des Zweiten Weltkriegs, zahlreiche Umbauten der Kirche und der Orgel selbst haben ihr sehr zugesetzt.

Die Pfarre Meidling hat sich entschieden, dieses Instrument, das auch als eine der letzten noch spielbaren und größten Orgeln des Wiener Orgelbauers Johann Kauffmann gilt, zu erhalten und somit zu sanieren.

 

Es gibt vier große Baustellen der Sanierung.

  1. Der Orgelspieltisch
  2. Der Motor und das Gebläse
  3. Die Membranen
  4. Die Reinigung

1. Der Spieltisch ist wohl das sichtbarste Zeichen, das der Sanierung bedarf.

Viele Spielhilfen, wie feste und frei Kombinationen funktionieren nicht mehr, Die Registerwippen „zerbröseln“, die Manuale und das Pedal sind sehr angenutzt, Die Stromleitungen sind zum Teil noch aus den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts, Die Crescendowalze funktioniert nicht, Schäden durch Mäuse, die sich im Gehäuse eingenistet haben.

 

2. Der Motor und das Gebläse sollten erneuert werden, da der Motor sehr laut ist und keinen kontinuierlichen Luftdruck erzeugen kann.

 

3. Die Membranen sind vor einigen Jahren zum Teil notdürftig erneuert worden. Das Problem ist, dass dadurch dass innerhalb eines Registers alte und neue Membranen vorhanden sind lastet ein unterschiedlicher Luftdruck auf ihnen, und das zerstört immer mehr die alten Membranen. Diese reißen, platzen und „zerbröseln“: Wenn eine Membran nicht funktioniert, spricht die Pfeife dieses Registers nicht an und gibt somit keinen Ton von sich, was das Spielen sehr erschwert, wenn Töne fehlen.

 

4. Insgesamt ist die Orgel sehr schmutzig, nicht nur die Pfeifen sind oberflächlich schmutzig, sondern in der gesamten Orgel steht Zentimeterhoch der Staub und zum Teil Bauschutt. Dieses ist insofern bedrohlich, da, wenn dieser Baustaub mit der Feuchtigkeit in der Luft reagiert, dieser zu einer Art Beton wird, der die Orgelpfeifen verstopft. Wenn dieses innerhalb einer Orgelpfeife geschieht ist diese meist nicht mehr zu retten und muss durch eine neue ersetzt werden.

 

Ab 1991 ist unsere Orgel kaum noch spielbar. In dieser Zeit ist eine kleine elektronische Orgel angeschafft worden und dient seither als „Notbehelf“. Eine elektrische Orgel kann aber eine raumfüllende Pfeifenorgel nicht ersetzen. 

Die Sanierung der großen Orgel ist seit diesem Zeitpunkt geplant. Ein solches Projekt ist sehr kostspielig. Zur Zeit gehen die Schätzungen verschiedener Orgelbaufirmen von einer Summe von etwa 200.000 € aus.

 

Was soll alles geschehen an unserer Orgel?

 

Ausbau und Reinigung
• Ausbau der Membranleisten, des Pfeifenwerkes, des Spieltisches und des vorhandenen Gebläses in der  

  Werkstatt
• Reinigung sämtlicher Pfeifen von Staub und Schmutz, Waschen der Metallpfeifen in einer Seifenlösung, trockene  

  Reinigung der Holzpfeifen
• Sorgfältige Reinigung der Windladen, Ausblasen und Aussaugen der Stockbohrungen, Reinigung der

  Registerzellen, sämtlicher Windzuführungen, sämtlicher übriger Orgelteile wie Raster, Prospektraster;

  Bodenflächen und Stimmgänge werden feucht abgewischt. Reinigung des Spieltisches, des Spieltischinneren, der

  Klaviaturen und Aufl agefl ächen.


Überholung der Pfeifen
• Reparatur der Metallpfeifen, auch defekte Lötnähte, Rondieren zerbeulter Mündungen
• Holzpfeifen: Durchsicht auf Risse, Richten und Nachpassen von Stimmstöpseln, offene Fugen werden verleimt,  

  evtl. Trocknungsschäden werden beseitigt
• Zungenpfeifen: Entfernen von Grünspan oder anderer Korrosion an Kehlen und Zungenblättern, Durchsicht der 

  Keile und Stimmkrücken auf festen Sitz, Durchsicht und gegebenenfalls Nachbiegen der Zungenblättchen

 

Windladen
• werden zerlegt, die Pfeifenstöcke abgebaut, ausgeblasen und gereinigt, auf Risse untersucht, erforderlichenfalls 

  ausgegossen und abgedichtet.
• Sämtliche Kegel werden auf Funktionssicherheit und Dichtigkeit überprüft. Undichte Kegel werden neu beledert

  bzw. erneuert. Fehlende Filz- und Lederscheiben werden ergänzt, oxydierte Gewindedrähte ausgetauscht.
• 2600 Membranen werden aus Spaltleder hergestellt und eingebaut.
• Stöcke, Rasterbretter, Stützen und Bänkchen werden nachgearbeitet, erforderlichenfalls ergänzt.
• Alle Teile werden wieder zusammengebaut, die Registerzellen mit Spezialpapier geschlossen. Die Windladen

  werden zuletzt auf Funktion und Dichtigkeit überprüft.


Windanlage
• Der jetzige Orgelmotor Marke Meidinger läuft unruhig. Benötigt wird ein neues Gebläse, welches in einem

  schallisolierten Kasten mit Ansaugung über einen Spezialfilter aufgestellt wird.


Spieltraktur
• Die Vor- und Hauptrelais zu den Windladen werden auf deren Funktion geprüft. Alle Membranen werden erneuert,

  eingebaut und reguliert. Alle Rohrverbindungen werden überprüft und abgedichtet.


Registertraktur
• Alle Registerventile und Bälge werden neu beledert.

 

Elektrische Anlage
• Entfernung sämtlicher alter Kabel innerhalb der Orgel bis zum Spieltisch-Anschlussbrett. Neuverkabelung mit

  kunststoffummantelten Drähten. Für die Masseleitungen werden starke (dicke) neue Kabel verwendet
• Alle Hebelmagnete werden auf Funktion überprüft.

 

Spieltisch
• Das Spieltischinnere, Klaviaturen und Staffeleien werden gereinigt.
• Entfernung sämtlicher alter Kabel innerhalb des Spieltisches bis zum Spieltisch-Anschlussbrett. Neuverkabelung

  mit neuen Drähten.
• Die Registerplättchen (original aus Kunststoff) werden aus Holz (Ahorn) gefertigt. Neue Porzellanschilder mit

  Goldrand und handgeschriebenen Registerbezeichnungen werden nach originalen Vorbildern gefertigt.
• Das seitliche Spiel der Manualtasten wird korrigiert.
• Die Pedalklaviatur wird saniert
• Die nicht funktionierenden Kontrolllämpchen werden erneuert
• Alle Kontakte werden durchgesehen, entsprechende Reinigung korrodierter Kontakte, Revision sämtlicher

  Schaltfunktionen und Schalter
• Die Registerschalter werden auf Funktion überprüft. Einstellung der festen und freien Kombinationen sowie

  Crescendo wird überprüft und in Absprache mit dem Organisten sowie dem Sachverständigen neu eingestellt.

  Gehäuse und Schwellwerk
• Alle Gehäusefüllungen werden auf Beschädigungen überprüft und entsprechend tischlermäßig überarbeitet.
• Der Schwellkasten wird gegen Schallaustritt abgedichtet. Der elektropneumatische Schwellapparat wird zerlegt,

  die einzelnen Kammern neu mit Gummituch abgedichtet. Intonation und Stimmung
• Rücktransport der Orgelteile (wie Membranleisten, Schwellapparat, Pedalklaviatur) und des Pfeifenwerkes in die

  Kirche. Einbau des Pfeifenwerkes: Die Pfeifen werden registermäßig wieder eingesetzt. Die Halterungen,

  Rasterbretter und Aufhängungen der Pfeifen werden überprüft und erforderlichenfalls berichtet.
• Die gesamte technische Anlage wird nochmals auf Funktion überprüft.
• Die korrekte Ansprache der Pfeifen wird kontrolliert. Tonstärke und Klangcharakter werden innerhalb des

  gegebenen Rahmens und in Absprache mit dem Organisten sowie dem Sachverständigen ausgeglichen; die

  Register behalten grundsätzlich ihren bisherigen Charakter, doch werden einzelne herausspringende Töne

  korrigiert.


Dokumentation
• Nach Beendigung der Instandsetzung wird ein Arbeitsbericht erstellt. Dieser wird mit Fotografi en in Form einer

  Dokumentationsmappe in dreifacher Ausführung dem Auftraggeber übergeben.

 

Stundenaufstellung / Übersicht:
• Ausbau und Reinigung                                       260 h
• Pfeifenwerk                                                         350 h
• Windladen und Erneuerung Membranen            160 h
• Windanlage und neues Gebläse                         180 h
• Spieltraktur                                                            40 h
• Registertraktur                                                     140 h
• Elektrische Anlage                                               190 h
• Spieltisch                                                              270 h
• Gehäuse und Schweller                                         70 h
• Einbau, Intonation und Stimmung                        390 h
• Dokumentation                                                       40 h
                                                          TOTAL       2090 h