Die Kirchenmusik

 

Kirchenmusik, was ist das?

David Gomolla hat im Jahr 2010 in einem Interview versucht zu erzählen, was ihm Kirchenmusik bedeutet und was Kirchenmusik sein könnte...

 

…„Musik ist für mich eine Ausdrucksform der Seele.“ David Gomolla sieht einem fest in die Augen, wenn er spricht. Er strahlt Ruhe aus, gleichzeitig wirkt er hoch konzentriert. So ist es wohl auch, wenn er an der Orgel sitzt und einen Gottesdienst musikalisch gestaltet.

 

In zwei bis fünf Liturgiefeiern wirkt er jedes Wochenende als Kirchenmusiker, unter anderem in der Meidlinger Pfarrkirche St. Johannes Nepomuk, in der Konzilsgedächtniskirche im 13. Bezirk und in St. Erhard in Mauer, Wien 23.

Zum Beruf wollte David Gomolla die Kirchenmusik nie machen. Er habe bei hauptberuflichen Kollegen festgestellt, dass vieles zum Alltagsgeschäft werde. Zwar hat David Gomolla in Freiburg Kirchenmusik studiert – in seiner Diplomarbeit schrieb er über „Die Bedeutung der Musik in der Liturgie, anhand der drei großen Prozessionen der Eucharistiefeier“ –, schon damals wusste er aber, dass das Musizieren für ihn Hobby bleiben sollte.

Bestandteil des Lebens
Der gebürtige Oberschlesier, der seit seinem fünften Lebensjahr bis vor Kurzem in Deutschland lebte, arbeitet bei einer Firma, die Serviceleistungen für Handel und Industrie anbietet. Über diese Tätigkeit gelangte er vor eineinhalb Jahren nach Wien. Es war der 31. Wohnortwechsel des 27-Jährigen. Mit Österreich verbindet ihn auch sein Lieblingskomponist seit Kindertagen, Mozart.

Musik war schon früh Bestandteil seines Lebens, erinnert sich David Gomolla. Als Kind lernte er Blockflöte und Klavier, später Fanfare und Trompete. In seiner damaligen Heimatpfarre in Bochum begeisterte er sich mehr und mehr für die sogenannte „Königin der Instrumente“, die Orgel. Sein Orgellehrer sei bei seinen ersten Versuchen am Instrument knapp einem Hörsturz entgangen, scherzt der Musiker. Doch schon bald entfaltete sich sein Talent.

Neben der Musik bezeichnet David Gomolla den Glauben als bedeutendes Element seines Lebens. „Glauben zu leben, das ist keine Aktion, das ist für mich eine Ausrichtung des Lebens auf etwas hin“, erklärt der studierte Kirchenmusiker und Theologe, „und wenn man eine Ausrichtung hat, erlebt man eine unwahrscheinliche Freiheit.“ Freiheit begreift er nicht als Loslösung, sondern als Verankerung und Erdung. In der Gewissheit dieser Verwurzelung könne man das in die Welt hineintragen, was einem wichtig, zu dem man vielleicht berufen sei, so David Gomolla.

Himmlische Ebene
In jungen Jahren verspürte er den Wunsch, Priester zu werden. Nach einiger Zeit im Priesterseminar erkannte er aber, dass sein Weg ein anderer sein müsse. In der Kirche hat sich der Musiker schon seit Kindertagen wohl und geborgen gefühlt. Er war engagiert als Pfarrgemeinderat, in der Erstkommunion-, Firm- und in der Gottesdienstvorbereitung.

Als Kirchenmusiker sieht er seine Aufgabe darin, Menschen aus dem Alltag heraus in die Liturgie zu heben: „Es ist wohl die schwerste Aufgabe eines Kirchenmusikers, die Kirchenmusik nicht nur ästhetisch klingen zu lassen, sondern die Menschen durch die Musik mitzunehmen auf eine andere Ebene, die liturgische, vielleicht auch diese himmlische Ebene, die Liturgie ja auch hat.“ Die Liturgie erachtet David Gomolla als überaus wichtig, denn aus ihr schöpfe die Kirche ihre Kraft und Zuversicht.

Dass sich alle, vom Messbesucher bis zum Pfarrer, mit der Musik in der Liturgie auseinandersetzen, ist für David Gomolla ein Herzensanliegen. „Die Beschäftigung mit der Kirchenmusik sowie der richtige Einsatz in der Liturgie haben ein unwahrscheinliches Potential, und es schafft eine ganz andere Atmosphäre, wenn man versucht, Kirchenmusik so einzusetzen, wie sie eigentlich gedacht ist“, meint David Gomolla, der gelegentlich als Komponist in Erscheinung tritt. Er komponiert, wenn etwas gebraucht wird – eine Antiphon, ein Responsorium oder einen Kehrvers für die von ihm gegründete Chorschola. Eine größere Komposition aus seiner Feder stellt eine Vesper anlässlich der Priesterweihe eines Freundes dar. Die Melodien entstehen oft unter der Dusche oder beim Spazierengehen, berichtet David Gomolla schmunzelnd.

Für ihn als Musiker wirke Musik auf zwei Wegen: Sie ermögliche ihm, sein Inneres nach außen zu kehren und auf diese Weise auch seinen Glauben auszudrücken, und sie wirke von außen in sein Inneres hinein, vermöge, den Glauben zu festigen und zu stärken. Denn letztendlich sei Musik ein Mittel, durch das Gott zu uns Menschen spreche.
Monika Fischer…