Die Traktur

 

Wenn der Organist eine Taste drückt, passiert erst einmal noch gar nichts. Erst durch die Traktur kommt es zum Ton, denn durch die Traktur wird der Impuls von der Taste zur jeweiligen Pfeife geleitet. Die Traktur besteht aus einem System von Latten und Leisten (manchmal auch durch Luftdruck oder Strom), die die Bewegungen von den Tasten und Registerzügen zu den Pfeifen überträgt - oft über viele Meter Distanz hinweg.

Es gibt prinzipiell zwei Arten der Traktur:

  • Spieltraktur: An den Tasten der Klaviaturen sind schmale Latten - die Zugruten (Abstrakten) - befestigt, deren Zugbewegung über Umleitungen (Wellen) zu den Windladen übertragen wird und die dort das Ventil direkt unter der Pfeife öffnen, sodass Wind hineinströmen kann.

mit freundlicher Unterstützung von Ksenia Bönig,
Das große Buch der Orgel, Hrg. Bund deutscher Orgelbauer

  • Registertraktur: Der Registerzug - oder Wippe - am Spieltisch ist mit einem Übertragungssystem von Holzlatten und Scharnieren mit den Registerschleifen in der Windlade verbunden, die je nach Stellung die Windzufuhr für ein ganzes Register sperren oder freigeben kann. Bei einer Orgel mit elektrischer Registertraktur übernimmt diese Funktion ein kleiner Elektromagnet, der vom Spieltisch aus durch einen Registerschalter bedient wird. So kann der Organist steuern, welche Register er spielen will und welche nicht. Es muss beim Niederdrücken der Taste mindestens ein Register gezogen sein, sonst ist nichts zu hören. Es können aber auch mehrere Register gezogen sein. Dann erklingen beim Niederdrücken einer einzigen Taste mehrere Pfeifen, und zwar die einer Taste zugeordneten Pfeifen aller gezogenen Register.

Im 19. Jahrhundert wurde die in der Barockzeit perfektionierte mechanische Traktur durch die pneumatische Traktur ersetzt. Dabei werden durch Tastenanschläge (a) und Schaltbefehle vom Spieltisch kleine Bälge geöffnet oder geschlossen (b), die einzelne Röhren in einem komplizierten Rohrleitungssystem unter Luftdruck setzen (c). Dieser Luftdruck bewirkt durch öffnen oder schließen weiterer kleiner Bälge (e, f) mechanische Vorgänge wie das Öffnen von Spielventilen oder das Zuschalten von Registern.

Im 20. Jahrhundert wurde zusätzlich die elektrische Traktur entwickelt. Dabei werden Tastenanschläge und Schaltbefehle vom Spieltisch über elektrische Kontakte an kleine Motoren oder Elektromagnete übertragen, die die Bewegung von Ventilen und Registerschleifen ausführen.